2015 — eine Lesereise durch meine Bücherregale
2015 — eine Lesereise durch meine Bücherregale
Es geht mir alles zu schnell. Kaum hatte das Jahr 2014 begonnen, war es schon wieder vorbei, plötzlich ist 2015 da. Blicke auf meine Bücherstapel zeigen: sie sind nicht kleiner geworden. Auch im vergangenen Jahr sind viele neue Regalbewohner dazugekommen, angelesen, ungelesen und nur wenige wirklich durchgelesen. Ähnlich sieht es auf meinem E-Reader aus, der mittlerweile über 300 Bücher — einige davon mehr oder weniger vollständige Werkausgaben von älteren Autoren — beherbergt. Es ist an der Zeit, dass sich etwas ändert. In Anlehnung an Susan Hills lesenswerter Literaturgeschichte Howards End is on the Landing werde ich in diesem Jahr keine neuen Bücher lesen. Entschleunigung.
Stattdessen trete ich eine Lesereise durch meine Bücherregale an, um zu erkunden, welche Bücher sich in über 30 Jahren Leidenschaft angesammelt haben. Eine Idee, die ich schon länger hege, und die, je älter ich werde, drängender wird. Das wilde, stürmische Bücherverschlingen der jungen Jahre, die Jagd auf die neusten literarischen Sensationen, die sich dann oft doch nur als alberner Klamauk oder aufgeblähtes Lüftchen herausstellten, es will sich nicht mehr so recht einstellen. Dafür der Blick auf die Klassiker-Ausgaben, die schon seit Jahrzehnten auf meine Lektüre warten. Oder es fallen mir ältere Krimis in die Hände, erschienen in Verlagsreihen, die schon längst nicht mehr existieren. Und was war mit dieser oder jener englischsprachigen Originalausgabe? Warum habe ich sie seinerzeit gekauft?
Bei meiner Erkundung der eigenen Bibliothek lasse ich mich ausschließlich von meiner eigenen Leselust leiten. Das nächste Buch kann deshalb ein Klassiker sein, ein älterer Krimi, eine Biographie oder ein Band mit Kurzgeschichten. Natürlich leuchten immer wieder Namen auf, die mir besonders verlockend erscheinen. Romane von E.M. Forster, Charles Dickens, Anthony Trollope oder Jane Austen. Dazu etwa die frühen Werke des Schauerromans, von Ann Radcliffe über Charles Robert Maturin bis zu Sheridan Le Fanu. Moderne Klassiker und verdrängte Lektüren, ungelesene Autorinnen wie Jean Rhys, Janet Frame oder Katherine Mansfield. Längst vergessene Krimi-Autoren wie David Goodis, Horace McCoy oder Chester Himes treten hervor. Und was ist mit der italienischen Bibliothek, den russischen Klassikern, den französischen Liebesromanen? Wie wäre es mit einen Abstecher in die phantastische Literatur oder eine Spritztour zu den Science-Fiction-Romanen?
Einzige Bedingung: Die Bücher — ob gedruckt oder als E-Book — müssen in meiner Bibliothek bereits vorhanden sein, ich werde keine Bücher lesen, die 2015 erscheinen. Wird es spannende Wiederbegegnungen geben oder ein paar Enttäuschungen? Gibt es Entdeckungen von verstaubten Schätzen? Oder sollte ich besser gleich den Altpapiercontainer aufsuchen? Ich werde lesen und über meine Reise berichten: Hier bei krimiblog.de über meine Streifzüge durch die Kriminalbibliotheken, drüben bei den Attraktionen über all die Bücher, die nicht zur Spannungsliteratur gehören. Was am Ende des Jahres stehen wird? Vielleicht ein entschleunigtes Lesen, vielleicht ein dringender Wunsch nach Neuerscheinungen. Vielleicht auch die Erkenntnis, dass mir der Literaturbetrieb viel zu schnell und zu kurzlebig geworden ist.
Die Koffer sind gepackt, die Regale warten. Bis zu meiner ersten Station, wo auch immer meine Leseneugierg mich hinführen wird, möchte ich noch einige Bücher vorstellen, deren Lektüre schon etwas zurückliegt. Dazu mehr in den kommenden Tagen.
Lesen Sie wohl!
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